Das offene Bild
Über das Kino von Isaki Lacuesta
„Immer wenn ich einem Bild begegne, öffnet es eine Tür oder
hebt sie ziemlich aus den Angeln.“
Georges Bataille
Isaki Lacuesta ist einer der interessantesten und ungewöhnlichsten Stimmen
der heutigen spanischen Filmszene. Das Verlagshaus Phaidon nahm ihn in das
Buch Take 100 – The Future of Film als einen von 100 Filmemachern auf,
die die Zukunft des Kinos verändern werden.
Isaki Lacuesta, 1975 in Girona, Spanien, geboren, hat Film in Barcelona studiert,
Kurse für Audio- Visuelle Kommunikation an der Universitat Autònoma
de Barcelona besucht und später seinen Master für Dokumentarfilm
an der Universitat Pompeu Fabra abgelegt.
Nach einigen Kurzfilmen drehte er 2002 seinen ersten Spielfilm, Cravan
vs Cravan, der von der Kritik als bester Debüt-Film des Jahres mit dem Sant
Jordi RNE Preis ausgezeichnet wurde und u. a. 2002 den Preis für den besten
Film beim SITGES Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya
erhielt. Dieser Film, der das Leben einer mysteriösen Figur des frühen
20. Jahrhunderts erforscht, des Boxers und Poeten Arthur Cravan, lotet die
Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm aus. Von Beginn an hat Lacuesta
alle Film-Genres erforscht, oft die Grenzen zwischen Bild, Kunst und Realität,
zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, zwischen gefilmten und synthetischen Aufnahmen überschreitend.
Sein zweiter Spielfilm La leyenda del tiempo, 2006, folgt den Fußspuren
einiger Charaktere, die sich nicht kennen und die sich in einer andalusischen
Stadt finden. Dieser Film wurde auf Festivals in der ganzen Welt gezeigt und
gewann u. a. den Spezialpreis der Jury auf dem Las Palmas Film Festival. Beim
CINELATINO 2007 erhielt er den Tübinger Publikumspreis Vivat Lingua!.
Mit seinem dritten Spielfilm, Los condenados, 2009, über zwei ehemalige
argentinische Guerillas, die sich nach 30 Jahren wieder treffen, gewann Lacuesta
den FIPRESCI auf dem San Sebastián International Film Festival. Los
condenados war 2010 beim CINELATINO zu sehen.
Die drei letzten Filme Lacuestas wurden 2011 auf dem 52. Festival dei Popoli
als internationale Premiere gezeigt: La noche que no acaba, 2010, eine hypnotisierende
Reise auf den Spuren von Ava Gardner in Spanien. El cuaderno de barro, 2011,
und Los pasos dobles, 2011, jeweils ein Dokumentar- und ein Spielfilm, beide
in Mali in Zusammenarbeit mit dem international bekannten spanischen Maler
und Bildhauer Miquel Barceló gedreht. Los pasos dobles gewann 2011 den
Preis „Die goldene Muschel“ für den besten Film auf dem San
Sebastián International Film Festival.
Lacuestas Kurzfilme schweben ebenfalls zwischen Spiel- und Dokumentarfilm
mit dem Ziel, die unterschiedlichen Formen des Sichtbaren zu erforschen: von
Microscopias und Ressonàncies magnétiques, beide 2003, über
Las variaciones Marker, 2007, basierend auf dem französischen Filmemacher,
und Retratos, Marte en la Tierra, 2007. Dos cuentos que caben en
la palma de una mano, 2007, inspiriert von den Kurzgeschichten Harbour City und Faces des
japanischen Schriftstellers Yasunari Kawabata. Alpha and Again (Lugares
que no existen. Google Earth 1.0), in Ko-Regie mit Isa Campo, Soldados
anónimos,
beide 2008, In Between Days, 2009, eine filmische Korrespondenz in Ko-Regie
mit Naomi Kawase.
Installationen und Ausstellungen sind ein integraler Teil von Lacuestas Erforschung
zeitgemäßer Formen von Bildern. Er schrieb auch Drehbücher,
z.B. für den Film Garbo, Regie Edmon Roch, der auf dem Seville European
Film Festival den Goya für den besten Dokumentarfilm 2009 gewann.
Auch arbeitet er als Filmkritiker bei Zeitungen und Film-Magazinen und lehrt
an spanischen Universitäten und Filmschulen wie der Malaga University,
der Universitat Autònoma de Barcelona und der Barcelona Universitat
Pompeu Fabra.
Lacuesta wurde definiert als ein “Cineast mit einem großen C,
und der meist-versprechende spanische Regisseur” (Jaime Pena, Buenos
Aires Film Festival).
E H
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