Retrospektive José Luis Guerín

SPANIEN I SCHWERPUNKT: KATALANISCHE FILMEMACHERINNEN

José Luis Guerín, geboren1960 in Barcelona, ist einer der innovativsten Filmemacher in Spanien. Neben vielen internationalen Preisen für seine Filme wurde ihm 2001 der NATIONAL CINEMATOGRAPHY PRIZE (Premio Nacional de Cine) verliehen.

Seine Filme sind meist Erzählungen eines Verlustes: En construcción (2001) zeigt die Verwandlung eines armen Immigrantenviertels in ein Viertel des Konsums. Innisfree (1990) und Tren de sombras (1997) sind beides Annäherungen an verstorbene Regisseure. En la ciudad de Sylvia (2007) handelt von der Suche nach einer verschwundenen Frau.
Wie sein katalanischer Kollege Albert Serra, der letztes Jahr Gast des Cinelatino war, ist Guerín ein begeisterter Leser von Proust. Die Entdeckung, dass die Beschreibung an sich schon ein Handeln darstellt, führt er auf seine Lektüre des französischen Autors zurück. Die Filme von Guerín lassen den Zuschauer die Schönheit und die kleinen Details einer Realität entdecken, die eigentlich offen zu Tage liegt, aber erst durch ihre Beschreibung im Film als Zauber bewusst wird. Ein Filmkritiker beschrieb dieses Phänomen einmal als “eine Verführung durch unsere eigene Wahrnehmung.”
Es scheint widersprüchlich, dass Guerín wiederholt auf seine Liebe für das Werk von Henry Ford hingewiesen hat. Denn dieser stellte sich einfach nur vor mit den Worten: „mein Name ist Ford, ich mache Western.” Damit ordnete sich Ford nicht nur einem klar umrissenen Genre und einer filmischen Erzählweise zu, sondern auch Produktionsbedingungen, die denen von Guerín diametral entgegen gesetzt sind. Über einen für Ford untypischen Film (The Quiet Man, 1952) und seinen irischen Drehort hat Guerín sogar einen Dokumentarfilm gedreht (Innisfree, 1997). Guerín teilt sich die Liebe zum US-Kino mit Vertretern der Nouvelle Vague. Wie diese macht er jedoch Filme, die aus einer profunden Kenntnis der Filmgeschichte entstehen und dann ein eigenes Kapitel Filmgeschichte schreiben. So gibt es sehr wenig Glamour, aber jede Menge Geheimnisse in Gueríns Filmen.
Dieses Jahr kann man beim Cinelatino einige seiner Filme sehen und mit dem Regisseur persönlich diskutieren.

Dr. Karen Elisa Diehl, Filmwissenschaftlerin



En la ciudad de Sylvia (In Sylvias Stadt)
Spielfilm von José Luis Guerín, Spanien 2007, 84 Min., 35 mm, spanOmeU

Jeden Tag begibt sich ein Poet auf die Straßen und Plätze Straßburgs, auf der Suche nach einer Frau Namens Sylvia, der er vor sechs Jahren begegnet ist. Während seiner Suche zeichnet er die Frauen in den Cafés, immer auf der Suche nach dem richtigen Gesicht.

Cada día el poeta se pone a la búsqueda en las calles y plazas de Estrasburgo de una mujer llamada Sylvia con la que se encontró hace seis años. Durante su búsqueda dibuja a las mujeres en los cafés, siempre a la búsqueda de la cara perfecta.

TÜ: SA, 19.04., 20:30 h, Museum
S: FR, 18.04., 20:00 h

Unas fotos en la ciudad de Sylvia (Fotos in Sylvias Stadt)
Dokumentarfilm von José Luis Guerín, Spanien / Frankreich 2007, 67 Min., 35 mm, ohne Dialog

Unas fotos en la ciudad de Sylvia ist ein Film zum Film: er ist eine Ergänzung zu En la ciudad de Sylvia. Hier lässt der Regissseur Guerín sich in die Karten blicken.

Unas fotos en la ciudad de Sylvia es una película sobre una película, se trata de un complemento a En la ciudad de Sylvia. Con esta película el director Guerín nos deja echar una mirada entre bastidores.

TÜ: SO, 20.04., 22:30 h, Arsenal
S: FR, 18.04., 22:00 h

En construcción (Im Entstehen)
Spielfilm von José Luis Guerín, Spanien 2001, 35mm, 125 Min., spanOmeU

José Luis Guerín hat drei Jahre den Abriss und Wiederaufbau des Barrio Chino, eines alten Arbeiterviertels dokumentiert. Heute wohnt die katalanische Mittelschicht in dem entstandenen Neubau. Selten hat man so schöne Bilder von einer Baustelle gesehen...

José Luis Guerín ha documentado durante tres años la demolición y la reconstrucción de parte del Barrio Chino, un antiguo barrio obrero. Los nuevos edificios construidos los habita en la actualidad la clase media catalana. Raramente se han visto imágenes tan bellas de una obra…

TÜ: SA, 19.04., 22:30 h, Museum
S: SA, 26.04., 22:00 h

Tren de sombras (Zug der Schatten)
Dokumentarfilm von José Luis Guerín, Spanien 1997, 88 Min., 35 mm, franz/spanOmeU

Am 30. November 1930 kam der Filmemacher Gérard Fleury unter ungeklärten Umständen ums Leben, als er in der Normandie eine Filmaufnahme am See Thuit vorbereitete. Guerín spürt diesem ungelösten Fall der Filmgeschichte nach.

El 30 de noviembre de 1930 muere en circunstancias todavía por aclarar el cineasta Gérard Fleury cuando se encuentra en Normandía preparando una toma en las inmediaciones del lago de Le Thuit. Guerín investiga este caso sin aclarar de la historia del cine.

TÜ: DO, 17.04., 18:30 h, Museum
S: SO, 27.04., 22:15 h
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