Wir über uns / Geschichte des Cinelatino

CineLatino zum Zehnten - "Gott und Teufel im Land der Sonne"

Wie kaum ein anderer Filmtitel verweist dieser auf die thematische und ästhetische Bandbreite des lateinamerikanischen Kinos. Das 1964 in schwarz-weiß gedrehte düstere Epos Glauber Rochas über das Schicksal der brasilianischen Landarbeiter bietet damit eine Leitlinie durch das Kino Lateinamerikas und der Karibik, die auch noch ins neue Jahrhundert weist.
Der verzweifelte Aufstand der Geknechteten, Gewalt und soziale Spannungen, genauso wie die 500 Jahre dauernde Auseinandersetzung mit den Kolonialmächten und den alles überlagernden Medienkonzernen Nordamerikas haben bis heute in rund 150 Veranstaltungen des CineLatino in Tübingen das Publikum in ihren Bann gezogen. Die Frage nach der Faszination dieses Kinos ist vor dem Hintergrund der Vielfalt der Länder und der von Filmemachern so unterschiedlich inszenierten Kultur ihrer Bewohner kaum zu beantworten.

Die Ausstrahlung und der Erfolg des lateinamerikanischen Kinos fußt, neben diesen großartigen Spielfilmen und den nicht minder überzeugenden Arbeiten aus hierzulande nahezu unbekannten Filmländern, etwa das umfangreich vorgestellte Mexiko, die mitreißenden Musikfilme der kolumbianischen Karibikküste, Venezuela, Peru, Bolivien oder Feuerland, aber noch auf einem gemeinsamen Nenner, der sich durch nahezu alle vorgestellten Filme zieht: Es ist die Geschichte und es sind die vielen Geschichten, an die das lateinamerikanische Kino anknüpft. Wie kaum eine andere Filmregion dieser Welt sucht das lateinamerikanische Kino den Hintergrund und die Nähe zur literarischen Vielfalt dieses Kontinents. Diese faszinierende, im Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen entstandene Literatur des lateinamerikanischen Kontinents bietet in ihrer Bandbreite und Überzeugungskraft eine bis heute nicht nachlassende, immer wieder neue Quelle der Inspiration für das lateinamerikanische Kino. Über die verschiedensten Schwerpunkte hinweg hat sich das CineLatino deshalb so ausführlich mit den Wurzeln des lateinamerikanischen Kinos auseinandergesetzt.

Die Erfolge des CineLatino, die sich in den letzten Jahren auch in einer Ausweitung des Programms nach Frankfurt, Stuttgart und Heidelberg niedergeschlagen haben, können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das lateinamerikanische Kino es nach wie vor schwer hat, einen ihm gebührenden Stellenwert in unserer Kinolandschaft zu finden. Wir hoffen, dass es auch in den kommenden Jahren gelingen wird dieses Defizit mit weiteren Auflagen des CineLatino zumindest teilweise auszugleichen.
Jörg Wenzel

Bisherige Gäste des CineLatino:

1995 André Klotzel (Brasilien)
Peter von Gunten (Schweiz)

1996 Ugo Giorgetti (Brasilien)
Guilherme de Almeida Prado (Brasilien)
Paolo Gregori (Brasilien)

1997 Fernanda Torres (Brasilien)
Joel Pizzini (Brasilien)
Alberto Isaac (Mexiko)

1998 Tata Amaral (Brasilien)
Fernando Bonassi (Brasilien)
Carlos Hagermann (Mexiko)

1999 José Dumont (Brasilien)
Frédéric Letang (Frankreich)
Philippe Barcinski (Brasilien)

Peter Lilienthal

 

2000 Eduardo Coutinho (Brasilien)
Jean-Claude Bernardet (Brasilien)
Gustavo Yánez (Ecuador / Deutschland)
Flávio Frederico (Brasilien)
Carlos Bernal (Kolumbien)

2001 Albertina Carri (Argentinien)
Pedro Pérez Rosado (Spanien)
Tomás Wells (Chile)

2002 Gabriela David (Argentinien)
Emilio Bardi (Argentinien)
Peter Lilienthal (Deutschland)
Ibrahim Prieto (Venezuela)
Fernando Venturini (Venezuela)

CineLatino Spezial
1997 Eliseo Subiela (Argentinien)
1998 Jorge Sanjinés (2001)

Emilio Bardi

Gabriela David (r.) im CineLatino Team